Ein Rückblick auf ein Jahrhundert – 100 Jahre Autohaus Socke
Alles begann im Frühjahr 1924, als die Brüder Paul und Max Socke in Waldenburg einen Fahrradhandel mit Reparaturwerkstatt in der Grünfelder Straße gründeten. Damals arbeiteten Großmutter und Großvater noch in einer Handschuhfabrik in Limbach. Nach der Arbeit ging es wieder zu Fuß weiter, nach Siegmar zu Diamant, um im Werk drei Fahrräder einzukaufen. Auf zweien wurde zurückgeradelt und das dritte wurde zerlegt und kam auf die Rücken. So kam es zu den ersten Verkäufen des jungen Unternehmens. Ansonsten wurden elektrische Anlagen installiert, von den Bauern die Dreschmaschinen repariert, die ersten DKW und NSU Motorräder gehandelt und repariert, auch Willis auslaufende Wärmeflasche wurde wieder zusammengelötet. Bald erfolgte schon der Umzug in die Bahnhofstraße. Dort hatten Hans – Uwes Großeltern ein neues Geschäfts- und Wohnhaus errichtet. Durch die großen Fensterscheiben, konnten in dem neuen Ladengeschäft, Fahrräder, Blechspielzeuge von Märklin, Lampen, Töpfe und vieles mehr, besser ausgestellt und verkauft werden. Dann kam der Krieg, aus welchem die beiden Brüder glücklicherweise unversehrt zurückkamen.
Heinz Socke, Hans-Uwes Vater, übernahm ab 1960 die Firma und spezialisierte sich auf die Reparatur von AWO´s und Mopeds der Marke Simson. Es gab immer zu tun und es gab immer Lehrlinge sowie Gesellen. Nach der Schule flog Hans – Uwes Ranzen meist im hohen Bogen in die Ecke und ab ging`s auf Erkundung, natürlich in die Werkstatt oder in den Laden.
Dann kam der Moskwitsch-Vertrag. Dadurch erfolgte eine Verlagerung von Moped auf PKW. Aufgrund der Mangelwirtschaft ging es einmal im Monat nach Berlin, um Ersatzteile einzukaufen. Es gab nie alles auf einmal. Aber Heinz Socke hatte das System ein wenig durchschaut und kaufte die Artikel jährlich auf Vorrat ein. Den Transport hierher übernahm die Deutsche Reichsbahn, natürlich mit W50 und Anhänger, denn zwei Kollegen im Raum Zwickau hatten sich schnell mi angeschlossen. Es wurden auch zusätzliche Lagerflächen in Waldenburg angemietet. Wenn also alle Ersatzteile z.B. für eine Motorenüberholung zusammengetragen waren, ging es los. Mit Motoreninstandsetzung konnte sich dann später Hans – Uwe sein Stipendium etwas aufbessern.
An das damalige Werkstattgebäude wurde in den 70igern und 80igern noch eine Halle von über 300 m2 angebaut. Das war schon eine Hausnummer. Die lange Bauzeit war der Tatsache geschuldet, dass die Baustoffe nicht aus Fonds, welche für den Bevölkerungsbedarf bestimmt waren, stammen durften. Sie mussten mühsam „organisiert“ werden. Doch wie Heinz Socke immer sagte: „Wenn die Wiedervereinigung kommt, fragt keiner, wer du warst, sondern, haste was, biste was. Und so kam es auch. Als Hans-Uwe sich 1990 für den Volkswagen-Vertrag bewarb, bekam er ihn aufgrund dessen, dass er eine große und schuldenfrei Halle nachweisen konnte. Eine Bedingung des befristeten Vertrages war, einen Neubau nach VW-Vorgaben innerhalb der nächsten 4 Jahre zu errichten. Damit übernahm er auch das Gewerbe, pünktlich zum Tag der Währungsunion, von seinem Vater. Pünktlich 1994 konnte das Autohaus in Kertzsch eröffnet werden. Drei Jahre später kam schon der erste Anbau dazu, um mehr Autos ausstellen zu können. Im Jahr 1999 wurde die Werkstatt nochmals um sechs Bühnenarbeitsplätze inklusive einer LKW-Grube erweitert. Schließlich erfolgte 2011/12 der Umbau des Showrooms, nach neustem VW-Konzept. Neuer, durchgängiger Fliesenboden sowie neue, in weis gehaltene Möbel gehörten dazu. Stetiges Wachstum und einige konsequente Entscheidungen, für und manchmal auch gegen Auflagen und Forderungen, brachte dieses Unternehmen stets über Generationen, voran. Trotz 3-maliger Änderung der „Gesellschaftsordnung“ feiern wir heute gemeinsam 100-jährige Unternehmensgeschichte.
Nun sind die Weichen gestellt, um den Staffelstab weiterzugeben. „Jetzt muss ich mich aber mit der Übergabe beeilen, nicht, dass er sich´s nochmal anders überlegt.“ So meinte Hans-Uwe augenzwinkernd.